Deutschland: Therme Erding zieht dramatische Zwischenbilanz nach 200 Tagen Schließung
Am kommenden Samstag ist die Therme Erding exakt 200 Tage geschlossen – ein trauriger Anlass, um auf die eigene harte Zwischenbilanz und die katastrophale Lage der Bäderbranche aufmerksam zu machen. Noch im Jahr 2019 empfing die Therme insgesamt 1,86 Mio. Besucher. Während der Pandemie-bedingten Schließzeit (103 Tage im Frühjahr 2020 & erneuter Lockdown seit 2. Nov. 2020) und der Kapazitätsbeschränkung während der Sommer-Öffnung fehlten über eine Mio. Gäste, weshalb die Therme bereits enorme Umsatzverluste hinnehmen musste. Im Vergleichszeitraum 2019 wurden an diesen 200 Tagen über 35 Mio. Euro allein in der Therme umgesetzt, hinzu kommen die fehlenden Umsätze des zugehörigen Hotels Victory (9 Mio. Euro im Vergleichszeitraum 2019).
Aktuell seien zwar 1.000 Mitarbeiter in Kurzarbeit, dennoch liegen laut Thermenleitung die laufenden Betriebskosten weiterhin bei 65 Prozent. Um teure Standschäden zu vermeiden, müsse z.B. die komplette Schwimmbadtechnik 24 Stunden am Tag laufen. Auch das Beheizen der Anlage sei weiterhin notwendig. Die von der Bundespolitik zugesagten November- und Dezemberhilfen seien bis heute lediglich in Form von Abschlagszahlungen in Höhe von 300.000 Euro eingegangen. Im Verhältnis zum entgangenen Umsatz der Therme und des Hotels, gemessen am Vergleichszeitraum 2019, entspricht dieser Betrag in etwa 0,6 Prozent statt der zugesagten 75 Prozent. Die Abschlagszahlungen decken die aktuellen Betriebskosten für weniger als drei Tage, für die anderen 197 Schließtage seien die über zehn Jahre angesparten Rücklagen verwendet worden. Nach derzeitigem Stand drohe ein Millionenverlust in der Bilanz, wenn die zugesagten Hilfen nicht endlich fließen.
Jörg Wund, Inhaber und Geschäftsführer der Therme Erding, zeigt sich frustriert über die Politik: „Seit der Beantragung der Hilfen im November und Dezember haben sich die Antragsbedingungen mehrfach geändert und selbst jetzt im Februar gibt es noch nicht alle Formulare, um die notwendigen Gelder beantragen zu können. Nach meinem derzeitigen Informationsstand fallen die Überbrückungshilfen III, die ab Januar gelten, noch weit geringer aus. Jede weitere Woche Lockdown kostet die Therme Erding und das Hotel Victory über eine Million Euro. Ich hoffe, das ist unseren Politikern bewusst“, so der dramatische Appell des Thermenbetreibers. (eap)