Hongkong/China: Evergrande-Gruppe warnt vor Zahlungsausfällen
Die an der Börse in Hongkong notierte Unternehmensgruppe Evergrande hat erneut vor Zahlungsausfällen gewarnt. Chinas zweitgrößter Immobilienentwickler bemühe sich um die Beschaffung von Finanzmitteln, um Kreditgeber und Lieferanten zu bezahlen. Das Umsatzwachstum im Kerngeschäft hat sich in den letzten Jahren verlangsamt, sodass die Gruppe sich bereits auch anderen Geschäftsbereichen wie E-Mobilität, Sport und Versicherungen zugewandt hatte. Auch im Segment des „Cultural Tourism“, sprich in der Entwicklung von Freizeit- und Unterhaltungsdestinationen, ist Evergrande aktiv, u.a. steht der in Shenzhen ansässige Konzern hinter der Entwicklung des künstlichen Archipels Ocean Flower Island (Hainan) mit einem Wasser-, einem Meerestier- sowie einem Themenpark, nebst dortigen Wohnimmobilien- und Retailprojekten (vgl. unser Bericht „Goldgräberstimmung auf Hainan“ in EAP 1/2019).
Die Verbindlichkeiten des Unternehmens belaufen sich einschließlich Forderungen auf rund 1,97 Bio. Yuan (ca. 261 Mrd. Euro bzw. 306,6 Mrd. US-Dollar), was rund zwei Prozent des chinesischen Bruttoinlandsprodukts entspricht. Evergrande hat seine Bemühungen zum Schuldenabbau im vergangenen Jahr beschleunigt, nachdem die Aufsichtsbehörden Obergrenzen für drei Verschuldungskennzahlen eingeführt hatten. Zielvorgabe ist es, alle Anforderungen der „Three Red Lines“-Politik bis Ende 2022 zu erfüllen. Nach einigen Maßnahmen (u.a. verkaufte die Gruppe den Großteil ihrer Gewerbeimmobilien) erklärte Evergrande am Dienstag jedoch, dass die Pläne zur Veräußerung von Vermögenswerten und Aktien bislang keine wesentlichen Fortschritte gemacht hätten. Wie die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf Medienberichte schreibt, stimmten die zuständigen Aufsichtsbehörden einem Vorschlag von Evergrande zu, Zahlungsfristen mit Banken und anderen Gläubigern neu zu verhandeln, um eine drohende Insolvenz des Konzernriesen abzuwenden. Aktuell beschäftigt Evergrande rund 200.000 Mitarbeiter und stellt jährlich 3,8 Mio. Menschen für Projektentwicklungen ein. (eap)