27.03.2025

Zoo Zürich eröffnet „Panthera“ – Neue Maßstäbe in der Tierpräsentation

Zoo Zürich eröffnet „Panthera“ – Neue Maßstäbe in der Tierpräsentation

(eap) Der Zoo Zürich verfolgt das Ziel, eine Vorreiterrolle als „Zoo der Zukunft“ einzunehmen. Dieses Selbstverständnis soll auch der neue Lebensraum „Panthera“ für Tiger, Löwe und Schneeleopard unterstreichen, der heute offiziell eingeweiht und ab morgen für alle Zoobesucher zugänglich sein wird. Eine Besonderheit des neuen Lebensraums (wie der Zoo Zürich seine Tierbereiche und -gehege nennt) ist das ihm zugrundeliegende Rotationsprinzip: In Panthera gibt es keine festen Aufenthaltsorte für die Großkatzen. Alle vier Bereiche des neuen Areals sind miteinander verbunden und werden von allen drei dort lebenden Großkatzen-Arten gleichermaßen und abwechselnd – nie jedoch zeitgleich – genutzt.

„Für die Großkatzen im Zoo Zürich bedeutet das Rotationsprinzip permanente Neuorientierung und Sicherheitschecks. Jedes Mal, wenn sie den Bereich wechseln, müssen sie diesen erst auf potenzielle Konkurrenten überprüfen und ihr Revier neu markieren. Der Geruch des Vorgängers ist überall. Das ist herausfordernd und das ist gut. Gut für das Wohlbefinden und gut für die Gesundheit der Tiere. Tiere, die nur selten oder wenig kognitiv gefordert werden, sind erwiesenermaßen weniger robust. Was also im ersten Moment paradox klingt, ist tatsächlich sehr sinnvoll“, erklärt Zoodirektor Dr. Severin Dressen.

Als Mehrwert sowohl für beobachtende Gäste als auch für Schneeleopard, Armurtiger und Asiatischer Löwe, die als auf der Roten Liste gefährdeter Tierarten aufgeführten Spezies im neuen Panthera-Lebensraum präsentiert werden, hebt der Zoo eine 17 Meter lange Verbindung zwischen den verschiedenen Bereichen des Areals hervor. Diese ist mit einem dicken Rottannenstamm versehen und dient den Großkatzen als Übergangssteg – über die Köpfe der Besucher hinweg, denen sich dadurch ein neuer Blickwinkel bietet. Die Katzen wiederum haben gerne alles im Blick – zwischen Ästen und zahlreichen Grünpflanzen soll jedes Individuum einen geeigneten Beobachtungsposten finden.

© Foto: Zoo Zürich, Enzo Franchini Um den Tieren die Möglichkeit zu geben, ihren Jagdinstinkt besser ausleben zu können, sind eine große und zwei kleinere Futterseilbahnen sowie zwei Futterbäume in Panthera untergebracht. Wie der Zoo erklärt, sei in der Natur nur etwa jeder zehnte Jagdversuch in der Wildnis erfolgreich. Die allermeiste Zeit erfahren die Großkatzen also Misserfolg – genau das könne mit der größten der drei Futterseilbahnen in Panthera nun simuliert werden. Mit bis zu 40 km/h wird die Beute hier künftig durch die Höhe sausen, um schnelle Reflexe und eine strategische Jagdtechnik der Tiere zu fördern. Denn Zoogästen sollen sich spannende Szenen bieten.

Schließlich bietet Panthera auch noch einen Insektenwald, der sich im Herzen der Anlage im ehemaligen Löwenhaus befindet. Er ist das Zuhause von elf Insektenarten mit derzeit rund 1.000 Individuen, mit denen dank des Verzichts auf Barrieren zwischen Tier und Zoogast eine unmittelbare Begegnung möglich wird.

© Foto: Zoo Zürich, Charles Negre Dr. Dressen betont den Bildungsauftrag des Zoos: „Ohne Insekten, ohne zahlreiche Wirbellose, würde unsere Welt wie wir sie heute kennen, nicht existieren. Diese Tierklasse ist das Rückgrat der biologischen Vielfalt. Nicht nur sind sie Nahrung für unzählige andere Tierarten, sie sorgen auch dafür, dass unser Boden gesund bleibt, Pflanzen Früchte tragen, Kot und Kadaver abgebaut werden – kurz gesagt: das Ökosystem intakt bleibt. Wir Menschen nehmen diese Dienstleistung meist als selbstverständlich. Das sollten und dürfen wie aber nicht, denn sie ist es nicht. In den letzten Jahrzehnten hat allein die Biomasse der Fluginsekten um etwa 75 Prozent abgenommen. Das ist dramatisch! Höchste Zeit für mehr Aufklärung!“

Mit der Eröffnung des Lebensraums Panthera inklusive Insektenwald hat der Zoo Zürich, der 2024 rund 1,2 Mio. Besucher verzeichnen konnte, einen weiteren Meilenstein im Rahmen seines „Entwicklungsplans 2050“ erreicht (vgl. „Eine Welt für Tier & Mensch in EAP 1/2022). Zu den nächsten Großprojekten zählt die Gestaltung eines neuen Lebensraums für Gorillas. ■

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