Deutsche Schausteller in wirtschaftlicher Krisensituation
Die Zeit um Ostern ist die Zeit im Jahr, in welcher bundesweit die ersten Volksfeste gefeiert werden. Doch diese Jahrhunderte alte Kultur ist tief getroffen durch die weiter andauernden Beschränkungen des öffentlichen Lebens durch die Covid-19-Pandemie. Auch die Schausteller in ganz Deutschland bangen um ihre wirtschaftliche und private Existenz und das Fortleben der Jahrmärkte.
In einem Forderungspapier des Deutschen Schaustellerbundes e.V. (DSB) wird deutlich, dass die Schausteller auf die Liquiditätshilfen von Bund und Ländern angewiesen sind. Hier muss jedoch beachtet werden, dass die einzelnen Unternehmen in kleine Familienbetriebe (1-3 Personen), mittlere Betriebe (bis ca. zehn Personen) und große Betriebe mit hohem Personalaufkommen unterschieden werden müssen. Viele dieser Unternehmen konnten seit der Weihnachtszeit kein Einkommen mehr generieren und leben von finanziellen Reserven. „Wir haben unsere letzten Einnahmen im Dezember vergangenen Jahres erzielt und befinden uns seitdem im Winterquartier – bei weiterhin laufenden Kosten durch Wartung, Instandsetzung und Investitionen“, so Albert Ritter, Präsident des DSB. „Für alle Familienbetriebe gilt, dass sie ausschließlich auf Volksfesten und Weihnachtsmärkten ihr Geld verdienen können, Volksfesten aber auch nur durch sie beschickt werden können. Wenn es diese Betriebe nicht mehr gibt, wird es keine Volksfeste mehr geben. Eine 1.200-jährige Kultur steht auf dem Spiel“, macht der Präsident im Forderungspapier deutlich.
Es müsse von der Politik jetzt maßvoll vorgegangen werden. Übereilte Absagen von Volksfesten in vorauseilendem Gehorsam seien der völlig falsche Weg. Vielmehr muss hier mit ruhiger Hand und in überschaubaren Zeitfenstern agiert werden, heißt es. „Schaustellerbetriebe sind in der Regel kleine Familienbetriebe, die jetzt im Winter ihre Reserven aufgebraucht haben. Die Zuschüsse vom Bund, die es jetzt gibt, sind leider zu klein, um wirklich überleben zu können. Wir hoffen sehr, dass diese Situation nicht eine der ältesten Traditionen der Welt beenden wird“, erklärt Bethel Thelen, der zweite Vorsitzende des Schaustellervereins Paderborn e.V., in einem Facebook-Beitrag des Vereins.
Der finanzielle Verlust der Schausteller resultiert neben den fehlenden Einnahmen auch durch die bereits erworbenen Warenbestände, die nun in den Lagern auf ihren Einsatz warten. Neben unverderblichen Waren wie Kuscheltieren sind inzwischen auch verderbliche Lebensmittel in den Lagern gewesen, die nun teilweise entsorgt werden mussten und einen Totalausfall des Wareneinsatzes darstellen. Hoffnung geben in dieser Zeit jedoch auch solidarische Aktionen der Schausteller. Fränkische Schausteller haben sich unter dem Motto „Hand in Hand durch die Krise“ zusammengeschlossen und stellen LKWs, Kräne und Werkzeuge zur Verfügung, um den örtlichen Instanzen helfend zur Seite zu stehen.
Seit dem 31. März bietet der DSB auf seiner Homepage online Ausfüllhilfen zu den Corona-Soforthilfe-Programmen der Bundesländer an. (eap)