Wann kommt Gozimba? Der Stand der Dinge
(eap) Im Serengeti-Park im niedersächsischen Hodenhagen bestaunten Besucher in dieser Saison nicht nur die zahlreichen dort lebenden Tiere als Botschafter der afrikanischen Wildnis, sondern auch die Silhouette einer neuen Achterbahn, deren Eröffnung das Familienpublikum mit Spannung entgegenfiebert. „Gozimba“ – so der Name des Family Coasters von RES RIDES – wird zu einem Forschungsflug über die Savanne einladen, um „eine neue Tierart zu entdecken…“. Als „Geburtstagsgeschenk“ zum 50-jährigen Bestehen des Serengeti-Parks in diesem Jahr war die Eröffnung von Gozimba für die laufende Saison geplant. Mit einer Streckenlänge von 400 Metern, ihrem höchsten Punkt auf 25 Metern und einer maximalen Fahrgeschwindigkeit von 40 km/h soll die neue Bahn Fahrspaß sowohl für Erwachsene als auch für junge Parkgäste ab einem Mindestalter von sechs Jahren und einer Körpergröße von 1,35 Metern bieten. Aktuell ist jedoch noch etwas Geduld gefragt, bis die Anlage tatsächlich in den Betrieb starten kann. Wir haben uns über den aktuellen Stand des Projektes beim Serengeti-Park-Inhaber Dr. Fabrizio Sepe und bei RES-Geschäftsführer Willy Walser erkundigt:
EAP: Herr Sepe, Sie haben ein aufregendes Jahr hinter sich. Sie mussten nicht nur mutig ein Hochwasser bekämpfen und überstehen. Seit beinahe zwei Jahren bereits müssen Sie sich obendrein mit Behörden herumschlagen, die Ihnen die Verbringung Ihres Airbus 310 vermiesen, den Sie eigentlich längst im Park platzieren und zu einem Erlebnisrestaurant umbauen wollten. Bei solcher Art Behinderung von Unternehmertum, verlieren Sie da auch schon mal die Lust am Investieren?
Dr. Fabrizio Sepe (FS): Nein, ich verliere die Lust am Investieren doch nicht. Ganz im Gegenteil, ich habe es mir jetzt eher zum „Nationalsport“ gemacht. Und ich glaube, in einem Land, in dem inzwischen fast noch eine Genehmigung nötig wird, um einen Toilettengang zu gestalten, kann ein Unternehmer eigentlich nur entweder so reagieren oder das Unternehmen direkt verkaufen. Also: Wer die Lust am Investieren nicht verliert, sollte es sich am besten zum Nationalsport machen, jenen Menschen, die lediglich zu verwalten haben, den Beweis zu liefern, dass Visionen und Träume am Ende doch funktionieren und es am Ende immer einen Weg gibt. Erfolge zu erzielen ist mühsam, aber wer nicht lockerlässt, gewinnt. Das ist der Weg, den ich persönlich eingeschlagen habe. Ich bin überzeugt davon, dass man aus dieser Perspektive auch bessere Behörden „erziehen“ kann, wenn man ihnen vorführt, dass es doch möglich ist alles zu vereinen und Kompromisse zu finden. Also Klimaschutzgesetze ja, aber trotzdem mit einer gesunden Fall-zu-Fall-Abwägung!
EAP: Und dann gibt es ja auch noch das Projekt „Gozimba“, dessen Eröffnung nicht nur die Besucher des Serengeti-Parks, sondern auch wir und die Kollegen der Freizeitindustrie mit Spannung erwarten. Wie sieht es damit konkret aus, wie läuft das Achterbahn-Projekt und welche spezifischen Herausforderungen haben sich während der Installationszeit ergeben?
FS: Ja, was lange währt, wird endlich gut. Anfang Dezember werden wir eine finale TÜV-Abnahme haben, so dass wir ab dem 5. April 2025 endlich die große Weltneuheit – unsere Achterbahn Gozimba – eröffnen können. Ich freue mich, dies jetzt wirklich offiziell und ganz klar sagen zu können, denn momentan laufen die allerletzten Testfahrten, so dass es danach allerhöchstens um Kleinigkeiten gehen kann. Natürlich ist es schade, dass wir es zur Jubiläumssaison leider nicht geschafft haben, aber es ist eine sehr komplexe Bahn. Es ist eine schnelle Achterbahn, mit der man auch in 25 Metern Höhe bei 40 km/h über Kopf gehen könnte, denn mit den interaktiven Gondeln können sich die Fahrgäste während der Fahrt auch mehrmals über Kopf drehen, so als würde man einen seitlichen Salto schlagen. Das ist die Weltneuheit, und das ist auch der Grund, weshalb natürlich alles 150 Prozent sicher sein muss, damit uns da oben kein einziger Mensch herausfällt. Eine derartige Katastrophe gilt es auf jeden Fall zu verhindern! Das bedeutet natürlich auch, dass die Anlage komplett mit einer Unmenge an Näherungssensoren, Schaltern und haufenweise Elektronik ausgestattet ist. Diese muss beispielsweise permanent melden, wo in der Strecke sich der Zug gerade befindet und was mit dem Gast in der Gondel passiert. Sowas bedarf natürlich monatelanger Programmierungsarbeit… Aber wie gesagt: am Ende unserer Jubiläumssaison ist es nun endlich geschafft. Der Endspurt läuft.
Auch Willy Walser, Geschäftsführer RES RIDES, ist froh, dass nun in diesem Jahr die TÜV-Abnahme noch stattfinden soll, sodass die neue Anlage in der kommenden Saison 2025 betriebsbereit sein wird und erläutert, welche konkreten Herausforderungen sich unter Umständen bei der Umsetzung von großen zeitgebundenen Projekten und noch dazu einer Weltneuheit während der Installation ergeben können:
EAP: Herr Walser, wie lief das mit der neuen Großattraktion Gozimba im Serengeti-Park? Wie hat sich konkret dieses Achterbahn-Projekt mit seinen spezifischen Herausforderungen für Sie dargestellt?
Willy Walser (WW): Das Projekt Air Loop bzw. „Gozimba“ ist im Jahr 2020 unter schwierigen Bedingungen gestartet. Denn kurz nach Angebotsabgabe und Projektbeschluss kam die weltweite Pandemie, und die Stahlpreise schossen in nicht mehr tragbare Höhen. Es war nicht möglich, die ursprünglich vereinbarten Angebotskonditionen aufrechtzuerhalten. Wir führten Gespräche mit unserem Kunden und einigten uns schließlich auf eine Vertragsrückabwicklung. Dem Besitzer des Serengeti-Parks gefiel das Projekt an sich aber dermaßen gut, dass er einen Weg suchte, diese interaktive Achterbahn trotzdem zu verwirklichen. Schließlich stimmten wir einer Lizenzvereinbarung zu, durch die der Park dann einen Sub-Unternehmer mit der Ausführung des Air Loops betrauen konnte – unter der Bedingung, dass wir das Engineering und die Inbetriebnahme übernehmen. Doch die Installation hat trotz Bemühungen von allen Seiten nicht wunschgemäß und termingerecht umgesetzt werden können. Lieferengpässe, langwierige kostentechnische Abklärungen und unvorhergesehene personelle Absenzen führten zu weiteren Verzögerungen. Für den Serengeti-Park war dieses Großanlagen-Projekt zudem auch eine neue Erfahrung und daher spezielle Herausforderung… Insgesamt war es einfach auch ein Projekt mehrerer involvierter Firmen, was naturgemäß zu weiteren Reibstellen führen kann. Nun aber ist es geschafft, jetzt gibt es gute Nachrichten!
EAP: Ihre Firma RES RIDES besteht seit 2015, der Schwerpunkt des bereits sehr vielseitig aufgebauten Produktportfolios liegt auf Familienattraktionen. Sie selbst sind Ihr ganzes berufliches Leben lang als Unternehmer auf Herstellerseite in der Freizeitindustrie tätig gewesen und haben als kreativer Ingenieur zahlreiche erfolgreiche Familienfahrgeschäfte ausgetüftelt, die heute in vielen europäischen Freizeitparks zu finden sind. Auf Grundlage dieser weitreichenden Erfahrung, wie lange dauert es durchschnittlich von der Entwicklung eines Fahrgeschäfts über die Installation bis hin zur Inbetriebnahme?
WW: Neue Erfindungen und Projekte werden über Jahre vorausgeplant. Für den Air Loop, welcher eine Neuheit darstellt, hat RES gewisse Komponenten patentieren lassen. Um diese Entwicklungen zu schützen, musste auf die Freigabe des Patentamtes gewartet werden. RES legt immer Wert auf harmonische Bewegungen und ein schönes Fahrgefühl, wobei auch interaktive und Thrill-Faktoren nicht zu kurz kommen. Den Zeitplan versuchen wir, wenn immer möglich, einzuhalten. Mehrheitlich gehen die vorgefassten Terminpläne auf. Angefangen von den Abklärungen über Kundenwünsche, Platzverhältnisse, spezielle Auflagen, Vertragsverhandlungen bis zum Engineering, Abklärungen mit Herstellern und Lieferanten, Erstellung der TÜV-Unterlagen und der Produktionsfreigabe dauert ein Projekt, speziell wenn es eine Weltneuheit ist, ca. zwei bis fünf Jahre… Nicht alle Einflüsse sind vorausplanbar. Es kann immer wieder zu unerwarteten Vorkommnissen kommen. Da ist oft auch die Einsicht der Kunden gefordert. Der Termindruck, da Kunden oft kurzfristig bestellen und ihre neue Anlage schnellstmöglich an ihre Besucher übergeben möchten, ist uns natürlich bekannt.
EAP: In Hodenhagen ist ja nun soweit alles fertig gestellt und die TÜV-Abnahme steht kurz bevor, wie uns auch Serengeti-Park-Direktor Fabrizio Sepe bestätigte. Das heißt Gozimba wäre dann bereit, die vorfreudigen Besucher zu empfangen?
WW: Ja genau, die letzten Arbeiten sind im Gange, die TÜV-Abnahme findet noch dieses Jahr statt, so dass die Anlage zum Saisonstart 2025 in Betrieb gehen wird.
Fazit: Große Projekte, insbesondere auch die Umsetzung von Weltneuheiten und Prototypen, verlangen sowohl den Entwicklern aber auch den Kunden immer öfter viel Geduld, gegenseitiges Verständnis und einen langen Atem ab, wie das Beispiel Gozimba zeigt – ein Projekt, das zusätzlich zu allen Herausforderungen, die derartige Neuentwicklungen naturgemäß mit sich bringen, auch noch mit Pandemie und weltweiten wirtschaftlichen Verwerfungen zu kämpfen hatte. Am Ende zählt das Ergebnis. Mit Saisonstart 2025 werden sich jedenfalls die wartenden Fans und Serengeti-Park-Besucher dann vom Ergebnis, vom Air Loop Gozimba selbst überzeugen können. ■